Repost @asya_long 🫂 • bitte die Caption lesen ❤️🩹
»Zwei Tage nach der Wahl sitzen wir in einem Café und schauen uns an. Wir sind müde, wir sind traurig, wir sagen nichts, denn es ist alles gesagt. »Es war zu erwarten« ist nicht mehr kassandrisch, sondern nur noch zynisch. Ich denke an Mely Kiyaks letzte Gorki-Kolumne »Es ist alles gesagt.« Ich denke immer wieder an die türkische Redewendung: »Ich habe es immer und immer wieder gesagt, bis mir Haare auf der Zunge gewachsen sind.« Ich denke, wie ich immer wieder vergesse, dass Sprache etwas Körperliches ist, dass sie etwas macht mit unseren Körpern, manchmal sogar so unglaubliche Dinge, wie dass einem Haare auf der Zunge wachsen. Und daran, dass wir unsere komplette Lebenszeit damit verbringen, es immer wieder zu sagen, die immer länger werdenden Haare auf unseren Zungen zu pflegen und zu kämmen, weil unsere Worte kein Gehör finden.
Genau dann, als ich denke, dass ich wirklich nicht mehr weiß, was ich noch sagen soll, sagt Şehnaz: »Wir sollten jetzt alle versuchen, liebevolle Beziehungen einzugehen. Niemand von uns sollte jetzt Single sein.« Und ich verstehe sofort und bin ihr dankbar.
Wir unterhalten uns darüber, wie immer wieder von uns erwartet wir, dass wir kämpfen, dass wir widerständig sind, dass wir unser Leid zur Sprache bringen. Ich erzähle von einer aktuellen wissenschaftlichen Publikation über einen sogenannten »Postmigrant Turn«. Ich erzähle, wie darin Widerständigkeit als Analysekategorie für sogenannte postmigrantische Literatur gekennzeichnet wird, wie ständig aus der Ausgabe »Widerstand« der Zeitschrift »Literarische Diverse« zitiert wird, die von der großartigen Yasemin Altınay herausgegeben wird und in der wir beide schon die Ehre hatten, unsere Texte zu veröffentlichen. / weiter in den Kommentaren 🔽